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eSPORTS wird zum Breitensport

eSPORTS wird zum Breitensport
eSPORTS wird zum Breitensport
Fotos: Privat

Wir haben die G2-eSports-Profispieler Marcin „Jankos“ Jankowski „League of Legends“-Spieler und Nathan „NBK-“ Schmitt „Counter-Strike: Global Offensive“ zu ihrem Leben als eSports-Profis befragt.

Wie sieht ein typischer Tag für euch aus? 

Jankos: Ein typischer Tag für mich beginnt um 10.50 Uhr, da stehe ich meistens auf. Normalerweise mache ich als Erstes morgens einige Krafttraining-Übungen, dann gehe ich duschen und bereite mich auf das LoL-Training vor. Das Teamtraining beginnt gegen 13 Uhr und wir spielen nur bis 16 Uhr, dann machen wir eine Stunde Pause und anschließend spielen wir wieder bis 20/21 Uhr. Danach habe ich Zeit zu chillen. Normalerweise streame ich während dieser Zeit bis ein Uhr, dann gehe ich schlafen und der Tag beginnt von Neuem.

NBK-: Ich gehe entweder ins Fitnessstudio oder gehe morgens mit meinem Hund für circa eine Stunde spazieren, dann esse ich etwas. Danach beginnt das CS:GO-Training für den ganzen Nachmittag bis circa 20/21 Uhr. Den Tag beende ich mit Freunden im Internet oder beim
Pokerspielen!

Was denkst du darüber, in einem Teamhaus zu leben? 

Jankos: In einem Teamhaus zu leben, ist eine gute Sache. Es heißt im Grunde, nur mit fünf bis sechs Menschen zusammenzuleben, die die gleichen Dinge mögen wie du. Auch arbeitet man auf das gleiche Ziel hin, und das ist gewinnen. Natürlich kommt es manchmal zu Konflikten, aber das passiert überall. Ich denke, es ist eine positive Erfahrung, aber von Zeit zu Zeit ist eine Pause notwendig.

Ihr spielt beide Teamspiele, Jankos LoL und NBK- CS:GO. Trainiert ihr nur im Team oder auch alleine? 

Jankos: In einem Spiel wie LoL musst du auch alleine trainieren. Teamtraining ist nicht genug, um in Topform zu bleiben. Du musst auch alleine dein Bestes geben und selbst üben.

NBK-: Es ist wichtig, ein echtes Gleichgewicht im Team zu haben. Spieler, die sehr stark sind, können Spiele gewinnen. Aber mit einer guten Strategie und perfekt ausgeführtem Teamzusammenspiel gewinnt man auch viele Spiele. Das Trainieren im Allgemeinen wird für jeden Aspekt von CS von Vorteil sein, egal was du tust.

Was sind eure Ziele für 2018? 

Jankos: Meine Ziele für 2018 sind ziemlich simpel. Ich will nur mehr gewinnen als 2017. Hauptsächlich will ich mich für die Weltmeisterschaft 2018 qualifizieren und die Spring/Summer Splits gewinnen.

Das sind meine Karriereziele. Persönlich wünsche ich mir, dass meine Twitch- und YouTube-Kanäle wachsen und dass ich als öffentliche Person bekannter werde.

NBK-: Zunächst einmal, uns wieder als solides Top-Five-Team in der Welt zu etablieren. Das wird dadurch funktionieren, dass ich als ein guter In-Game Leader (IGL) für das Team auftrete.

Was würdet ihr beruflich machen, wenn ihr nicht als professionelle Spieler arbeiten würdet? 

Jankos: Da bin ich mir nicht sicher. Bevor ich professionell anfing zu spielen, wollte ich Koch werden. Im Moment weiß ich es wirklich nicht.

NBK-: Keine Ahnung. Wahrscheinlich im eSports-Bereich arbeiten, weil es ein unglaublich vielseitiges Arbeitsfeld ist und alle Aspekte interessant sind.

Was würdest du in LoL ändern, wenn du könntest? 

Jankos: Ich denke, die Meta in LoL verschiebt sich sehr und es ist für das Spiel gesund, da die Leute spielen können, was ihnen Spaß macht. Eine Sache in Bezug auf Turniere ist, dass ich gerne wieder mehr Reisen in andere Städte machen würde. Ich bin eine Person, die gerne reist und fremde Städte besucht und besichtigt.

Was würdest du in CS:GO ändern, wenn du könntest? 

NBK-: Nicht viel, abgesehen von der Belohnung für Kills mit der CZ, AWP und SMGs. Ich habe das Gefühl, dass das Spiel gerade in einem fast perfekten Zustand ist.

Was sind die dunklen Seiten von eSports? 

Jankos: Ich habe das Gefühl, dass Leute manchmal wirklich falsch sind und Dinge tun, um anzugeben oder von Fans gelobt zu werden. Das ist etwas, das überall passiert, es ist ein Teil des Menschseins, denke ich, also macht es mir nichts aus.

NBK-: Der Mangel an Zeit, die man zu Hause mit der Familie oder einfach alleine verbringt. Es ist manchmal sehr anstrengend, in kurzer Zeit viel zu reisen.

Was war der bisher schönste und aufregendste Moment in eurer Karriere? 

Jankos: Es war die Worlds 2016, als ich im New Yorker Madison Square Garden auftrat. Eine der positivsten Erfahrungen, die ich je hatte. Zweitbester Moment war das Spielen vor meinem Heimpublikum in Katowice, Polen.

NBK-: Besonders gut in Erinnerung geblieben ist die DreamHack Winter 2014, als wir unseren ersten Major gewannen. Aber der, der wahnsinnig wichtig war, aber leider schlecht endete, war die ESL One Cologne 2015, wo wir gegen Fnatic verloren haben.

Heute zählt ihr zu der Profiliga. Habt ihr euch das so erträumt oder sieht die Realität ganz anders aus?

Jankos: Ich dachte, ich würde mehr Geld verdienen (lacht)! Abgesehen davon ist alles ziemlich gleich.

NBK-: Ich habe nie wirklich davon geträumt, ein Profi zu sein, es kam einfach von selbst. Da ich seit acht Jahren Teil der eSports-Szene bin, habe ich diese zum Teil mitgestaltet, während ich darin spielte. So wurde der Traum Realität!

Für welches Weltuntergangsszenario fühlt ihr euch am besten vorbereitet? Eine Naturkatastrophe, eine Alieninvasion, Zombies oder einen tödlichen Virusausbruch? Und warum? 

Jankos: Das ist schwer. Ich denke, man kann nicht wirklich auf einen tödlichen Virusausbruch vorbereitet sein. Naturkatastrophe passiert ja gerade, da der erste Frühlingstag ist und ich sehe Schnee draußen (lacht).

Ich würde mit Zombies gehen, wie die meisten Spieler. Wir spielen einfach so viele Zombiespiele, dass wir vielleicht einen Vorteil haben, wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen oder wem wir vertrauen. Ich muss immer noch daran arbeiten, körperlich fitter zu sein, sodass die Zombies mich nicht so leicht fangen können!

NBK-: Wahrscheinlich eine Alieninvasion. Ich würde definitiv versuchen, mich mit ihnen anzufreunden (lacht)

FASZINATION ESPORTS

Kennen Sie die Unicorns of Love, Penta Sports oder KuroKy? Wenn nicht, dann gehören Sie wahrscheinlich noch nicht zu den Millionen Deutschen, die sich bereits für eSports begeistern.
Der Begriff eSports bezeichnet den professionellen Wettkampf in Computer- und Videospielen. Innerhalb weniger Jahre hat eSports eine beispiellose Erfolgsgeschichte geschrieben: Besuchten Ende der 1990er-Jahre häufig nur wenige Hundert Zuschauer die digitalen Wettkämpfe, werden sie heute von einem Millionenpublikum per Livestream und in ausverkauften Stadien verfolgt. In Deutschland haben bereits über vier Millionen Gamer als Spieler an eSports-Turnieren und -Ligen teilgenommen. Darüber hinaus können sich über neun Millionen deutsche Gamer eine Wettkampfteilnahme in Zukunft vorstellen. 
Ob eSports als offizieller Sport in Deutschland anerkannt wird, ist bisher ein viel diskutiertes Thema. Während der digitale Wettkampf in über 60 Nationen bereits offiziell anerkannt wurde – darunter in den Niederlanden, Südkorea oder Schweden –, fehlt diese Anerkennung in Deutschland bisher. Und das, obwohl eSports bereits viele der vom Deutschen Olympischen Sportbund geforderten Kriterien für offizielle Sportarten erfüllt. So verlangen die kompetitiven Computerspiele von eSports-Athleten ähnliche körperliche und psychische Belastungen, wie sie auch von Sportlern anderer Disziplinen, wie etwa in der Formel 1, verlangt werden. Auch bei eSports werden ethische Werte wie Fair Play und Chancengleichheit vorausgesetzt. Darüber hinaus ähneln die Strukturen von eSports denen des klassischen Sports: Es gibt Unterscheidungen zwischen Profis und Amateuren, die Teams spielen in unterschiedlichen Ligen gegeneinander und werden von Unternehmen gesponsert. 
So investieren neben Audi, BMW oder Mercedes-Benz längst auch Marken wie Vodafone, Coca-Cola oder Wüstenrot in den digitalen Sport. Unternehmen wie Euronics oder die RWE-Tochter innogy besitzen ebenso eigene eSports-Teams wie die Fußballvereine Schalke 04, VfL Wolfsburg oder RB Leipzig. Daneben engagieren sich auch Fußballlegenden wie Ruud Gullit für eSports-Athleten: Anfang des Jahres hat der 55-jährige Niederländer eine eigene eSports-Akademie und das Fifa-Team Gullit gegründet. 
Dass eSports zum Breitensport wird, steht damit außer Frage. Und gerade auf politischer Ebene gab es hierfür auch klare Bekenntnisse. So haben sich im Wahljahr 2017 nicht nur mehrere Parteien in ihren Wahlprogrammen positiv zu eSports geäußert. Die nächste Bundesregierung hat sich nun die vollständige Anerkennung von eSports als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht als Ziel gesetzt. Daneben will sie die Schaffung einer olympischen Perspektive für eSports in Deutschland unterstützen. 
Und wer weiß, vielleicht werden Sie dann zu den Asienspielen 2022 schon einen deutschen eSports-Athleten anfeuern.

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