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Einbrechern das Leben erschweren

Einbrechern das Leben erschweren
Einbrechern das Leben erschweren
Viele Einbrüche können durch richtiges sicherheitsbewusstes Verhalten und die richtige Sicherungstechnik verhindert werden. Foto: r.classen/Shutterstock

Harald Schmidt, Kriminaloberrat (Polizeiliche Kriminalprävention), erklärt im Interview welche Einbruchspräventionen sinnvoll sind.

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Harald Schmidt

Kriminaloberrat, Polizeiliche Kriminalprävention

Die dunkle Jahreszeit beginnt und man hört überall, dass die Einbruchraten wieder steigen, oder stimmt das vielleicht gar nicht?

Tatsächlich erfolgen Wohnungseinbrüche häufiger im Winterhalbjahr (Oktober bis März) als im Sommerhalbjahr. Zwar gibt es leichte Anstiege der Fallzahlen im Sommer, die Fallzahlen sind jedoch deutlich niedriger als in den Monaten der dunklen Jahreszeit.

Worauf sollte man jetzt beim Thema sicheres Zuhause wieder besonders achten? Welche Sicherheits-Investitionen sind sinnvoll?

Viele Einbrüche können durch richtiges sicherheitsbewusstes Verhalten und die richtige Sicherungstechnik verhindert werden – über ein Drittel aller Einbrüche bleibt nicht zuletzt wegen sicherungstechnischer Maßnahmen im Versuchsstadium stecken.

Die Polizei empfiehlt daher neben dem richtigen sicherheitsbewussten Verhalten eine mechanische Sicherung aller Fenster und Türen, damit ungebetene Gäste erst
gar nicht hineinkommen. Ergänzende Sicherheit bietet zum Beispiel eine Einbruch- und Überfallmeldeanlage. Damit werden Einbruchversuche automatisch gemeldet und man kann den Alarm bei Gefahr auch selbst auslösen.

Einen optimalen Schutz erhalten Sie also durch ein aufeinander abgestimmtes Zusammenwirken von mechanischer und elektronischer Sicherungstechnik, sicherheitsbewusstem Verhalten sowie einer aufmerksamen Nachbarschaft. Tipps zur Einbruchsicherung Ihres Zuhauses erhalten Sie auch unter www.k-einbruch.de, der Website der Einbruchschutzkampagne K-EINBRUCH.

Was halten Sie von Videokameras und Alarmanlagen?

Mechanische Sicherungen, die sinnvoll aufeinander abgestimmt sind, sollten in Ihren Sicherheitsplanungen an oberster Stelle stehen. Sie sind die wesentliche Voraussetzung für einen wirksamen Einbruchschutz, da sie dem Täter einen bestimmten Widerstand entgegensetzen und einen Einbruch verhindern können. Einbruchmeldeanlagen dagegen verhindern keinen Einbruch, sondern melden ihn nur. Sie bieten dennoch einen ergänzenden Schutz, denn durch ihre Meldewirkung wird das Risiko für den Einbrecher, entdeckt zu werden, wesentlich erhöht. Zudem verhindert die Alarmanlage die Gefahr, beim Nachhausekommen einem Einbrecher in die Arme zu laufen. Am besten ist es, die mechanische Sicherungstechnik mit der elektronischen Überwachung sinnvoll zu kombinieren.

Grundsätzlich sollte die EMA so erweitert werden, dass auch ein Überfallalarm ausgelöst werden kann. Für viele potenzielle Täter hat eine Videoüberwachung eine nicht zu unterschätzende abschreckende Wirkung. Werden die Videobilder aufgezeichnet und wird damit das Ereignis dokumentiert, ist eine spätere Auswertung möglich. Dadurch können sich wichtige Fahndungs- und Ermittlungsansätze für die Polizei ergeben. Auf eine fachgerechte und kriminaltaktisch richtige Projektierung und Montage eines dem Stand der Technik entsprechenden Videosystems sollte besonderer Wert gelegt werden. Beachten Sie dabei die gesetzlichen und arbeitsrechtlichen Bestimmungen.

Ab welchem Aufwand lohnt es sich für den Einbrecher nicht mehr, gibt es hierzu Statistiken?

Die meisten Einbrüche werden nicht von „Profis“, sondern von Gelegenheitstätern verübt, die in Sekundenschnelle schlecht gesicherte Türen und Fenster aufhebeln. Gelingt dies aufgrund entsprechender mechanischer Sicherung nicht, geben die Täter meist nach wenigen Minuten auf, da das Entdeckungsrisiko für sie zu hoch ist.

Abschreckung, ein sinnvolles Mittel, Bsp.: Vorsicht bissiger Hund und Kameraattrappen.

Attrappen oder Dummies bringen keine ausreichende Sicherheit. Einbrecher, die sich etwas auskennen, erkennen diese „Scheinsicherheit“ schnell.   

Fahrräder und Kellerabteile? Worauf ist bei einem guten Vorhängeschloss zu achten?

Den besten Fahrraddiebstahl-Schutz bieten stabile Ketten-, Bügel- oder Faltschlösser. Dünne Ketten-, Bügel-, oder Kabelschlösser lassen sich dagegen leicht mit einfachen Hilfsmitteln oder Werkzeugen wie Kombizange oder Seitenschneider „knacken“. Achten Sie beim Kauf auf Qualität: Wählen Sie ein zertifiziertes Schloss mit massivem Schließsystem aus hochwertigem Material, zum Beispiel durchgehärtetem Spezialstahl. Rechnen Sie mit zirka fünf bis zehn Prozent des Fahrradpreises für den Kauf eines guten diebstahlsicheren Fahrradschlosses. Dabei gilt: Je leichter und teurer ein Rad, desto schwerer und teurer sollte das Schloss sein.

Es gibt viele verschiedene Arten von Vorhangschlössern mit einer Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten z.B. für Türen, Tore, Schränke, Spinde, Werkzeugkisten, Kellerfenster, Schuppen, Schaltanlagen oder eben Kellerabteile in Mehrfamilienhäusern. Hier kommt es aber nicht nur auf das Vorhangschloss an, sondern auch auf die richtige Überfalle oder den geeigneten Riegel, der bspw. verdeckte Schraublöcher hat. Lassen Sie sich im Fachhandel beraten.

Besonders verlockend, das finden Einbrecher besonders ansprechend?

Einbrüche in Einfamilienhäuser erfolgen meist über die Fenstertüren und Fenster und weniger häufig über Haustüren und Keller. Bei Mehrfamilienhäusern hingegen wählen Einbrecher ihren Weg zumeist über die Wohnungseingangstüren, aber auch über leicht erreichbare Fenster und Fenstertüren. Gekippte Fenster, nicht abgeschlossene Wohnungstüren, „Einstiegshilfen“ wie Mülltonnen oder Leitern machen es den Dieben leicht, einzudringen! Auch schlecht gesicherte Eingangstüren, Türen, die nur ins Schloss gezogen sind oder der sorglose Umgang mit Schlüsseln erleichtern ihnen die Arbeit.

Auch im Bereich Schlösser und Fensterverriegelung gibt es immer wieder neue Lösungen. Welche können Sie empfehlen beziehungsweise. welche sind besonders einbruchsicher?

Bei Neu- und Umbauten erhält man durch den Einbau geprüfter und zertifizierter einbruchhemmender Türen und Fenster nach DIN EN 1627 ff. ab der Widerstandsklasse (RC) 2 einen guten Einbruchschutz. Hier ist sichergestellt, dass es in der Gesamtkonstruktion (Türblatt, Zarge, Schloss und Beschlag) keinen Schwachpunkt gibt. Geeignete Fenster und Türen können auch nachgerüstet werden. Die Polizei empfiehlt den Einbau von Nachrüstsystemen gemäß DIN 18104 Teil 1 und 2. Sollen Türen nachgerüstet werden, muss die Grundkonstruktion widerstandsfähig sein. Außerdem müssen die Nachrüstungen für Türblätter, Türrahmen, Türbänder, Türschlösser, Beschläge, Schließbleche und auch Zusatzsicherungen in ihrer Wirkung sinnvoll aufeinander abgestimmt sein.

Nebeneingangstüren können zum Beispiel auch mit massiven Schubriegeln, starken Vorlegestangen aus Holz oder Profilstahl im oberen und unteren Türdrittel oder mit einem Querriegelschloss nachgerüstet werden.

Wichtig beim Einbau: auf fachgerechte Montage achten. Außerdem sollten Mitarbeiter einer (Kriminal-) Polizeilichen Beratungsstelle oder einer auf dem Errichternachweis für mechanische Sicherungseinrichtungen des jeweiligen Landeskriminalamtes benannten Firma prüfen, ob sich Fenster und Türen zum Nachrüsten eignen. Entsprechende Unternehmen sind im Internet über eine Suchmaschine mit den Begriffen „Errichterliste“ und dem eigenen „Bundesland“ recherchierbar.

Was ist zu tun, wenn tatsächlich mal jemand einbricht? (gibt es hier Notrufe oder Notrufknöpfe, die man einrichten kann etc.)?

Hier ist eine Alarmanlage zu empfehlen, die zu einer Überfallmeldeanlage erweitert wurde. Das heißt, die Alarmanlage sollte so erweitert werden, dass auch ein Überfallmeldealarm ausgelöst wird. Bei der Projektierung der Anlage muss festgelegt werden, wo im Haus sich Auslösestellen für den Überfallalarm befinden.

Dies alles bedeutet allerdings einen organisatorischen und finanziellen Mehraufwand, da eine angemessene Reaktion auf den Notruf erfolgen muss. Lassen Sie sich am besten von einem Fachmann zum Einbau einer Überfall- und Einbruchmeldeanlage beraten.

Was sind die typischen Verstecke der Deutschen für Ihr Hab und Gut? Wie sicher sind solche „Verstecke“, kennen die Einbrecher die „Klassiker“ nicht längst?

Unserer Erfahrung nach kennen Einbrecher jedes Versteck – insofern gibt es kein sicheres Versteck. Sie sollten daher nicht mehr Bargeld als notwendig zu Hause aufbewahren. Als Obergrenze kann man sich an der jeweiligen über die Hausratversicherung versicherten Summe orientieren. Wenn Sie jedoch, aus welchen Gründen auch immer, teuren Schmuck oder eine große Menge an Bargeld zu Hause aufbewahren wollen, dann empfiehlt sich die Aufbewahrung in geprüften und zertifizierten Wertschutzschränken nach DIN EN 1143-1. Diese gibt es in verschiedenen Ausführungen und „Sicherheitsstufen“.

Jetzt beginnt wieder die Winterurlaubszeit, welche Sicherheitsmaßnahmen muss ich vor Verlassen der Wohnung beachten? Lohnen sich Einbruchschutzversicherungen?

Zuerst sollten Sie wissen, dass es statistisch nicht belegbar ist, dass in der Urlaubszeit häufiger eingebrochen wird als zu anderen Zeitpunkten. Wichtig ist, dass Haus oder Wohnung einen bewohnten Eindruck machen. Wenn der Anrufbeantworter ansagt, dass der Bewohner bis zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht erreichbar ist, erzählt er es allen weiter. Das gilt auch für die automatische Antwortfunktion eines Mail-Accounts. Ebenso sollten überquellende Briefkästen vermieden werden. Unabhängig von der Urlaubs- beziehungsweise. Jahreszeit lauten die wichtigsten Verhaltenstipps der Polizei:

  • Wenn Sie Ihr Haus oder Ihre Wohnung verlassen – auch nur für kurze Zeit – schließen Sie unbedingt Ihre Haustür beziehungsweise. Wohnungstür ab!
  • Verschließen Sie immer Fenster, Balkon- und Terrassentüren. Denken Sie daran: Gekippte Fenster sind offene Fenster!
  • Verstecken Sie Ihren Schlüssel niemals draußen. Einbrecher finden jedes Versteck.
  • Wenn Sie Ihren Schlüssel verlieren, wechseln Sie den Schließzylinder aus!
  • Achten Sie auf Fremde in Ihrer Wohnanlage oder auf dem Nachbargrundstück.
  • Informieren Sie bei verdächtigen Beobachtungen sofort die Polizei!
  • Geben Sie keine Hinweise auf Ihre Abwesenheit! 

Profil der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes

Sicherheit gehört zu den essenziellen Grundbedürfnissens des Menschen und ist wesentlicher Bestandteil der Lebensqualität. Die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Bevölkerung, Multiplikatoren, Medien und andere Präventionsträger über die verschiedenen Formen von Kriminalität zu informieren und aufzuzeigen, wie diese verhindert werden können. Sie ist eine Institution der Innenministerkonferenz und veröffentlicht bundesweit Medien wie Broschüren, Faltblätter und Filme sowie zielgruppenspezifische Kampagnen.

Seit über 40 Jahren ist die Polizeiliche Kriminalprävention der zentrale Ansprechpartner für alle Fragen der Kriminalprävention. In länderübergreifend finanzierten und konzipierten Projekten geht es unter anderem um Gewaltprävention, Internetkriminalität oder Einbruchschutz. Sie richten sich an die unterschiedlichsten Zielgruppen – von Lehrkräften über Gewerbetreibende bis hin zu Journalisten. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.polizei-beratung.de

KANNTEN SIE SCHON „GLASSTECHEN?“

Beim Glasstechen handelt es sich um eine Einbruchmethode, bei der der Täter versucht sich durch das Fenster Zugang zu verschaffen. Häufig wird dazu ein Schraubenzieher nahe der Fensterverriegelung, am Glasrand angesetzt und dann ruckartig durchgestoßen. Durch dieses Loch versuchen die Einbrecher dann an den Fenstergriff zu gelangen und so das Fenster zu öffnen.
Wer dieser Methode vorbeugen will, sollte beim Fensterkauf besonders auf die Widerstandsklassen nach DIN EN 1627 achten. Diese Widerstandsklassen beschreiben die Anforderungen an die Eigenschaften, die ein Fenster oder eine Fenstertür haben sollte um besonders einbruchsicher zu sein.
Der richtige Fenstergriff kann ebenfalls maßgeblich zur Sicherung des Eigenheims beitragen. Es sollte ein Modell gewählt werden, dass möglichst nicht manipulierbar ist.

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