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Gedächtnisverlust, Orientierungsschwierigkeiten, zunehmende Herausforderungen bei der eigenständigen Bewältigung alltäglicher Aufgaben – die Symptome und Folgen einer Alzheimer-Erkrankung sind vielschichtig und verursachen häufig einen hohen Leidensdruck – bei den Betroffenen selbst, aber auch bei ihren Angehörigen.

Trotz größter wissenschaftlicher Anstrengungen ist Morbus Alzheimer bis heute nicht heilbar

Verfügbare Medikamente können das Fortschreiten der Erkrankung lediglich verlangsamen, es gibt große Forschungslücken. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert daher Forschungsgemeinschaften und Politik auf, dem Thema Demenz viel mehr Bedeutung beizumessen. Dazu zählt beispielsweise auch, dass Therapien, wie der sogenannten Transkraniellen Pulsstimulation (TPS), mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Denn dieses neue Behandlungsverfahren könnte hier den Durchbruch bringen.

TPS wurde als erstes und bisher einziges Verfahren seiner Art für die Behandlung des Zentralnervensystems bei Patienten mit Alzheimer-Demenz zugelassen. Zwar wird das Verfahren in Fachkreisen aktuell auch kritisch diskutiert, und es braucht – wie von der WHO gefordert – zusätzliche Forschungsmaßnahmen, um die Wirksamkeit von TPS wissenschaftlich zu belegen. Doch erfahrene Forschende sind von der Wirksamkeit überzeugt. Einer der wenigen Experten im deutschsprachigen Raum, der über Erfahrung mit TPS verfügt, ist Professor Dr. Dr. Ulrich Sprick, Chefarzt des Ambulanten Zentrums und der Tageskliniken am Alexius/Josef Krankenhaus in Neuss.

Im Interview berichtet er über seine Arbeit und die damit verbundenen Erkenntnisse bei der Anwendung von TPS

Herr Professor Dr. Dr. Sprick, was ist TPS und wie funktioniert es?

TPS ist ein modernes Verfahren, das bei leichtgradiger und mittelschwerer Demenz angewandt wird, um vorhandene Symptome zu lindern

Es kann den fortschreitenden Verlauf der Alzheimer-Demenz aufhalten und damit Betroffene und ihre Angehörigen entlasten. Ein kleines Gerät, das fokussierte Stoßwellen geringer Intensität erzeugt, wird an den Kopf des Patienten oder der Patientin gehalten. Die Stoßwellen gehen durch die Schädeldecke hindurch und stimulieren die durch Alzheimer-Demenz betroffenen Hirnregionen. Während der Stimulation ist in Echtzeit auf einem Monitor zu sehen, wo und wie viele Impulse gerade verabreicht werden oder bereits verabreicht worden sind. Durch TPS wird eine Verbesserung der Hirndurchblutung erreicht, und es kommt zur Bildung neuer Blutgefäße. Außerdem wird über Wachstumsfaktoren die Regeneration von Nervenzellen angeregt. Dabei werden sowohl die Neubildung als auch die Neuverschaltung der Nervenzellen im Gehirn gefördert. Dadurch, dass die sogenannte Blut-Hirn-Schranke reversibel geöffnet wird, ruft TPS auch eine stark verbesserte Wirkung verabreichter Medikamente innerhalb des Gehirns hervor.

Welche Vorteile bringt TPS?

Der entscheidende Vorteil gegenüber anderen Hirnstimulationsverfahren ist, dass eine ganz exakte Stimulation möglich ist – bis auf den Millimeter genau – und dass wir zudem deutlich tiefer in das Gehirn vordringen können, als dies bisher mit anderen bekannten Hirnstimulationsverfahren möglich war. Das Ganze ist zudem auch noch nicht-invasiv, was bedeutet, dass die Schädeldecke nicht geöffnet werden muss und das Hirngewebe nicht verletzt wird.

Welche Nebenwirkungen sind bei der Anwendung zu erwarten?

Bisher sind bei der TPS-Behandlung nur sehr wenige und geringe Nebenwirkungen, wie Kopfschmerzen, aufgetreten. Dies unterscheidet die TPS auch von derzeit angewandten Alternativen, wie beispielsweise einer Antikörpertherapie bei Morbus Alzheimer. Das Verfahren wird bei vollem Bewusstsein durchgeführt und ist schmerzfrei.

Jede Sitzung dauert nur rund 30 Minuten und im Anschluss kann der Tagesablauf normal fortgeführt werden

Dennoch wird die Transkranielle Pulsstimulation in Fachkreisen auch kritisch betrachtet. Woran liegt das?

Gegenwärtig fehlt noch die große Studienlage, um die Wirksamkeit des Verfahrens wissenschaftlich zu belegen. Es gibt aktuell nur kleine Studien ohne Kontrollgruppen und einige wenige Arbeitsgruppen, die sich mit dem Thema befassen – z. B. an Universitäten in Wien, Berlin, Hong Kong und Italien. Und natürlich bei uns in Neuss am Alexius/Josef Krankenhaus, wo ich gemeinsam mit meinem Team Anwendungsbeobachtungen zu dem neuen Verfahren durchführe. Inzwischen haben wir rund 80 Patientinnen und Patienten mit Morbus Alzheimer mithilfe des neuen Verfahrens in unserer Psychiatrischen Ambulanz behandelt.

Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen und wie beurteilen Sie die Wirksamkeit des Verfahrens?

Bei fortgeschrittener oder weit fortgeschrittener Alzheimer-Demenz gibt es bislang nur wenige Daten

In einer im letzten Monat vorgelegten Publikation konnte man nachweisen, dass selbst bei einer schweren Ausprägung der Symptome kleine Fortschritte erreicht werden konnten, allerdings bislang nur bei einer sehr kleinen Zahl an Studienteilnehmern. Bei unseren ambulanten Patienten mit leichten und mittleren Alzheimer-Symptomen haben bisherige Anwendungen von TPS bei etwa 60 Prozent zu Verbesserungen in einem oder mehreren unterschiedlichen Bereichen der Symptomatik geführt. Nicht nur die Denkfähigkeit, sondern auch die Problemlösungsfähigkeiten, die Stimmung und der Antrieb der betroffenen Personen haben sich merklich verbessert. So nahmen Betroffene, die sich zuvor stark zurückgezogen und abgesondert hatten, wieder an gemeinsamen Aktivitäten mit ihren Angehörigen teil. Aktuell prüfen wir noch weitere Effekte auf Lernen und Gedächtnis.

Das Alexius/Josef Krankenhaus

Das Alexius/Josef Krankenhaus ist das Zentrum für seelische Gesundheit für die Menschen im Rhein-Kreis Neuss und darüber hinaus.

Es bietet psychiatrische, psychosomatische und psychotherapeutische Hilfe und ist Teil der St. Augustinus Gruppe, die mit rund 6.000 Mitarbeitenden auch Akutkrankenhäuser, Gesundheitszentren, eine Rehabilitationsklinik, zwei Ausbildungsakademien und zahlreiche Angebote für Menschen mit Behinderung sowie Senioren betreibt.

Zur St. Augustinus Gruppe zählt auch das Memory Zentrum in Neuss, ein ausgewiesenes Kompetenzzentrum für Demenz, in dem ebenfalls Effekte von TPS-Behandlungen näher untersucht werden.

Weitere Informationen unter
psychiatrie-neuss.de

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BEST AGER

Johanna Quaas ist 95 Jahre alt und hat einen Eintrag im „Guinness Buch der Weltrekorde“ als älteste aktive Wettkampfturnerin der Welt. Bis vor Kurzem schlug sie Räder, beherrschte Kopf- und Handstand mühelos und auch der Abgang vom Reck gelang ihr fehlerfrei. Sie gewann Dutzende Preise, war elfmal in Folge deutsche Senioren-Turnmeisterin. Im Interview spricht sie über Fitness im Alter und darüber, wie sie 100 werden will. 

Wie geht es Ihnen, Frau Quaas, wie fühlen Sie sich?

Aktuell leider nicht so gut: Bei einem Pfingstausflug bin ich vom Rad gestürzt und bin derzeit mit Oberschenkelhalsbruch im Krankenhaus, bin also vom Rad auf den Rollator „umgestiegen“. Aber ich bewege mich damit schon wieder recht gut. Gleich nach dem Krankenhaus geht’s dann zur Rehabilitation. Ich will sofort wieder fit werden und möglichst wieder aufs Fahrrad steigen!

Sonst fühle mich eigentlich ganz gut! Leider kann ich wegen eines Bänderrisses vor zwei Jahren keine Wettkämpfe mehr turnen, mache aber nach wie vor jeden Tag Sport.   

Sport ist Ihre Leidenschaft – ein Leben ohne, können Sie sich das überhaupt vorstellen?

Nein. Ohne Bewegung könnte ich nicht leben. Ich hatte das Glück, mein Hobby zum Beruf machen zu können. Es gibt viele Bewegungsarten, die mir Freude bereiten. 

Ihren ersten Wettkampf hatten Sie mit neun – vor 86 Jahren!

Ja, das war 1934/35, da durfte ich das erste Mal an einer Kreismeisterschaft teilnehmen. Für die Sieger gab es einen Eichenzweig.

Dabei blieb es nicht. Sie sind dem Sport treu geblieben, was fasziniert Sie am Turnen?

Mich fasziniert das Beherrschen der Übungen an den Geräten und deren Vielseitigkeit. Zum Beispiel Boden, Barren, Reck, Sprung und Gymnastik. Diese Übungen entwickeln den ganzen Körper.

Sie waren die älteste Wettkampfturnerin Deutschlands! Ihre Konkurrenz war stets deutlich jünger. Störte Sie das?

Nein, das hat mich nicht gestört, aber mir taten die Turnerinnen leid, sie wollten ja auch den Meister in ihrer Altersklasse küren.

2010 bin ich das letzte Mal bei einer Meisterschaft angetreten, turnte in der Riege der 70–75-jährigen und habe diese auch gewonnen. Das war ein schöner Abschluss für mich.

Ist Bewegung das Rezept für ein hohes Alter?

In jedem Alter ist Bewegung gut für den Körper. Es muss ja nicht Leistungssport sein. Vor allem Bewegung an frischer Luft ist wichtig. Es wäre gut, wenn sich mehr Leute in Gymnastikgruppen bewegen würden, gemeinsam macht es ja auch mehr Spaß.

Wie sieht Ihr Fitness-Programm aus?

 Ich übe noch fast jeden Tag, gehe zweimal pro Woche ins Fitness-Studio. Außerdem habe ich die Aroha- und Tibet-Gymnastik für mich entdeckt. Durch die Tibeter-Übungen habe ich gelernt, tief ein- und auszuatmen. Ich unternehme auch gern Radtouren. Die jungen Leute heute machen ja lieber Aerobic und Zumba, wenn ich noch einen Termin frei hätte, hätte ich das vielleicht auch versucht.

Reicht Sport allein? Wie wichtig ist der Lebensstil, die Ernährung?

Früher habe ich auf meine Ernährung nicht geachtet, nicht so gesund gelebt, da kam viel Fleisch auf den Tisch und Wurst auf die Schnitten. Jetzt esse ich auch noch von allem, aber nicht mehr so viel, eben bewusster. Auch sehr viel Obst, schon zum Frühstück. Aber ich mache keine Diät. Ich esse auch Schokolade und Kuchen, teile es mir aber ein. Süßes gibt’s zur Belohnung.

Setzen Sie sich noch Ziele?

Zurzeit bin ich ganz zufrieden. Ich denke, ich werde weiter in Bewegung bleiben und mich ganz sicher bis über 100 fit halten.

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