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Keine Panik, wenn Mann ständig muss: Dagegen lässt sich viel tun!

Foto: Roman Samborskyi via Shutterstock

Etwa jeder zehnte Mann kämpft, zumindest gelegentlich, mit Problemen beim Wasserlassen. Das kann unangenehm sein – und auch zu Inkontinenz führen. Die gute Nachricht: Es gibt viele Möglichkeiten, die Beschwerden wieder in den Griff zu bekommen. 

Prof. Dr. Andreas Wiedemann

Chefarzt der Klinik für Urologie im Evangelischen Krankenhaus Witten, Mitglied im Expertenrat der Deutschen Kontinenz Gesellschaft

Eine Störung der Blasenfunktion belastet die Betroffenen und ihren Alltag meist sehr, insbesondere wenn sie mit unfreiwilligem Urinverlust verbunden ist. Inkontinenz ist eine Volkskrankheit: Rund 10 Millionen Menschen leiden darunter. Dennoch gilt sie immer noch als Tabuthema. Die meisten sprechen daher nicht einmal mit ihrem Arzt darüber und quälen sich im Stillen. Sie hoffen, dass sich „die Sache“ von allein wieder bessert. Aber: Nur eine Behandlung kann Störungen im Harntrakt wieder ins Lot bringen. Je eher die Ursache gefunden wird, desto höher die Heilungschance.

Was viele nicht wissen: Nicht nur Frauen haben ein Risiko für sogenannte Blasenprobleme, sondern auch Männer: Bei manchen von ihnen beginnen sie bereits mit Anfang 40. In der Gruppe der über 70-Jährigen sind dann laut Studien beide Geschlechter mit je rund 40 Prozent gleich häufig von Inkontinenz betroffen. 

Doch die Auslöser und Auswirkungen sind unterschiedlich. Frauen neigen eher zu einer Beckenbodenschwäche, verursacht durch Geburten und Hormonveränderungen. Unbehandelt entsteht daraus oftmals eine Belastungsinkontinenz, die sich durch Urinverlust beim Husten, Lachen, Niesen und bei körperlicher Anstrengung zeigt.

Haben Männer Kontinenzprobleme, liegt es in den meisten Fällen an einer gutartig vergrößerten Prostata: Die engt mit der Zeit den Harnkanal ein. Die Folgen: Trotz Harndrang kommen erst nur Tröpfchen, insgesamt ist der Urinstrahl dünner und schwächer als in jungen Jahren. Die Blase entleert sich dann auch häufig nicht mehr komplett – ein unangenehmes Gefühl für die Betroffenen. Oft entwickelt sich gleichzeitig noch eine zweite Störung: Weil die Blase vermehrt Druck aufbauen muss, um sich gegen den Widerstand der komprimierten Harnröhre zu entleeren, wandelt sie sich zu einer Reizblase. Die typischen Symptome: unkontrollierbarer Harndrang. Er treibt die Männer am Tag und in der Nacht auf die Toilette – häufig so heftig und überfallartig, dass sie nicht mehr rechtzeitig erreicht werden kann. Dann spricht man von einer Dranginkontinenz. Sie kann auch unter anderem durch neurologische Erkrankungen ausgelöst werden, etwa Parkinson und Schlaganfall. 

Mein Rat: Treten erste Beschwerden beim Wasserlassen auf, sollten Betroffene zu einem Urologen gehen – auch um schwerwiegende Ursachen auszuschließen. Der Facharzt tastet die Prostata ab, untersucht die Blase per Ultraschall, zur PSA-Wert-Bestimmung wird Blut abgenommen, dann steht der Befund fest. Manchmal kann schon ein Reduzieren von harntreibenden Getränken wie Kaffee oder Cola die Zahl der Toilettengänge mindern. Ist eine Behandlung notwendig, lassen sich prostatabedingte Störungen meist durch Medikamente in den Griff bekommen. Im ersten Schritt haben sich pflanzliche Präparate bewährt, etwa mit Sägepalmextrakt, Brennnesselwurz oder Kürbiskernextrakt. Sie beruhigen die Blase und haben eine abschwellende Wirkung auf die Prostata. Bei höherem Leidensdruck stehen stärker wirkende Arzneien zur Verfügung. Wichtig ist: Mit Inkontinenz muss sich niemand abfinden, für jede Form gibt es eine Therapie.

Hier gibt’s weitere Infos und Adressen 

Auf der Website der Deutschen Kontinenz Gesellschaft finden Betroffene und Interessierte umfangreiche Informationen zu Harn- und Stuhlinkontinenz bei Frauen, Männern und Kindern. Plus: örtliche Adressen von anerkannten ärztlichen Beratungsstellen sowie zertifizierten Kontinenz- und Beckenboden-Zentren kontinenz-gesellschaft.de

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