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DEIN ZUHAUSE

Ist weniger wirklich mehr?

Ist weniger wirklich mehr?
Ist weniger wirklich mehr?
Foto: Fleitz Group

Tilla Goldberg, Jahrgang 1973, studierte Industrie- und Produktdesign an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und ist Mitglied im Art Directors Club für Deutschland. Im Interview berichtet Sie unter anderem darüber wie man seinen Stil zu Hause finden kann.

Wie findet man seinen Stil zu Hause?

Das Wohnen sehen wir als den intimsten Moment der Identitätsarchitektur. Menschen wollen sich zu Hause wohlfühlen und trotzdem mit ihren privaten Räumen auch repräsentieren. Gleichzeitig verschmelzen die Lebenswelten: Arbeitswelten werden wohnlicher und Wohnräume werden beeinflusst von Hotel- und Gastrowelten oder Retailinszenierungen.

Viele Kunden zeigen uns Fotos von solchen Orten, die sie in Magazinen gesehen oder selbst aufgenommen haben und die sie als ihre Sehnsuchtsbilder identifizieren. Design ist praktisch überall verfügbar, wird aufgesogen und prägt unsere Wahrnehmung, unsere Erinnerungen. Es gilt, jenseits dieser konsumierten Bilder etwas zu finden, das im intimsten Bereich etwas Unverwechselbares schafft.

Viele sammeln Sehnsuchtsbilder in digitalen Alben und Chroniken, damit sie nicht vergessen, was ihnen vielleicht gefiel oder wichtig war. Menschen dürsten nach Geschichten und haben selbst oft kaum eigene zu erzählen. Wir werden oft gefragt, Räume zu schaffen, die für unsere Kunden das „Storytelling“ übernehmen sollen und die jenseits aller Beschleunigung von Dauer sind.

Dass daraus ein Raum oder ein Gesamtbild entsteht, das auch anderen etwas Relevantes und Weitererzählbares über den Bewohner erzählt, ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit.

Was halten Sie von der These „Weniger ist manchmal mehr“?

„Less is more“ wird leider zu oft eingesetzt, um Räume möglichst neutral und für alle gleich akzeptabel zu halten. Dadurch bleiben sie aber auch für alle gleich irrelevant. Und werden ganz schnell wieder vergessen.

Räume mit viel Licht und immer ein Bezug nach draußen zur Natur.

Wir sind überzeugt vom Gegenteil: Mut zum Risiko! Eine These wie „Weniger ist manchmal mehr“ beachten zu müssen, hieße, der kreativen Freiheit Grenzen zu setzen.

Wir aber fordern: Mut! Mut zur eigenen Haltung.

Wie sieht es bei einer Designerin wie Ihnen zu Hause aus?

Räume mit viel Licht und immer ein Bezug nach draußen zur Natur. Die Objekte, mit denen ich mich umgebe, sind fast alle „Objects of Desire“. Entweder Dinge, die ich selbst entworfen habe, die Freunde von mir gestaltet haben oder die Erinnerungen an Reisen, großartige Orte, Begegnungen sind. Sehr persönliche Gegenstände und Materialien. Bis hin zur selbst gestalteten Tapete.

Bitte geben Sie unseren Lesern 5 Tipps für ein stilvolles Zuhause.

Es gibt keine „5 Tipps“, die für alle anwendbar sind. Wir sind unbedingt dafür, dass jeder sein absolut individuell geprägtes Zuhause entwickelt. Und sich nicht durch propagierte Moden oder „die 5 No-Gos des Interior Designs“ einschränken lässt.

Theorie gekonnt in die Praxis umsetzten – das ist der schöne Beruf des Designers.

Das Wichtigste ist, dass man selbst ein Gefühl dafür entwickelt, was die Kernidee hinter dem Zuhause ist. Wie möchte ich mich hier als Mensch fühlen, was suche ich eigentlich? Möchte ich, dass es Räume gibt, die mich als Person nach außen repräsentieren?

Wenn ja, in welcher Form und Intensität? Das ist eine komplexe Aufgabe und hat sehr viel mit der Reflexion und Klarheit der eigenen Persönlichkeit zu tun. Oft braucht es auch jemanden, der die richtigen Fragen stellt, um konkrete Antworten herauszukitzeln. Und dann auch die Theorie gekonnt in die Praxis umsetzt. Das ist der schöne Beruf des Designers.

ÜBER MICH:

Tilla Goldberg, Jahrgang 1973, studierte Industrie- und Produktdesign an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart.
Mit ihrer Diplomarbeit gewann sie den renommierten Lucky Strike Junior Design Award und danach viele weitere internationale Designpreise.
Um die Designwelt aus möglichst unterschiedlichen Perspektiven kennenzulernen, arbeitete sie bei diversen internationalen Büros wie Ross Lovegrove in London, Idee Workstation in Tokio und Nick Dine / Dinersan in New York.
So entwickelte sie früh eine große Leidenschaft für Abenteuer in der Gestaltung und immer neue Herausforderungen: vom Blitzwasserkocher bis zum Solarboot, vom Low-Budget-Messestand bis zum usbekischen Palast.
2001 gründete sie Golden Planet Design in Köln, spezialisiert auf Produktdesignprojekte und räumliche Inszenierungen weltweit. 2009 wechselte sie zur Ippolito Fleitz Group, gehört seitdem der Geschäftsleitung an und leitet den Bereich Product Design.
Tilla Goldberg ist Mitglied im Art Directors Club für Deutschland.

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Tipps für ein gutes Gartenjahr

Wer einen Garten hat, kann derzeit bestens die enorme Wachstumskraft der Pflanzen beobachten. Überall treibt frisches Grün aus, entstehen Knospen und Blüten.

Regenwasser im Garten optimal nutzen

In dieser starken Vegetationsphase haben die Pflanzen einen hohen Wasserbedarf und profitieren von einem regenreichen Frühling. Auch über den Sommer hinweg brauchen die Pflanzen regelmäßig Wasser, um gesund und vital zu bleiben. Strahlender Sonnenschein ist das, was sich viele im Sommer wünschen. Wechselt er sich jedoch nicht mit Regenschauern ab, werden unbewässerte Rasenflächen schnell gelb.

Bei Bäumen und Sträuchern sind die Trockenheitsprobleme zunächst kaum sichtbar, machen sich jedoch langfristig bemerkbar. „Das Umweltbundesamt und der Deutsche Wetterdienst haben 2015 in einer gemeinsamen Analyse festgestellt, dass der Klimawandel in den kommenden Jahren häufiger zu Hitzewellen und Starkregen führt“, erklärt Dr. Michael Henze vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL). „Beide Wetterphänomene stellen Gartenbesitzer vor Herausforderungen, auf die sie sich am besten frühzeitig einstellen.“

Niederschläge speichern

Um den Wasserkreislauf optimal für die Gartenbepflanzung zu nutzen, ist es wichtig zu verstehen, dass sich die jährliche Niederschlagsmenge voraussichtlich kaum verändern wird. Allerdings ist damit zu rechnen, dass es viel öfter zu Extremwetterlagen kommen wird: längere heiße Trockenphasen einerseits und heftige Regenfälle, die zu Überschwemmungen führen können, andererseits.

Um sich auf langanhaltende Trockenheit vorzubereiten, ist es sinnvoll, Wasserspeicher anzulegen. Die gute, alte Regentonne ist ein bewährtes Prinzip, das sich jedoch auch in größerem Maßstab umsetzen lässt und dabei attraktiv in die Gartengestaltung integriert werden kann. Wasserreservoirs lassen sich zum Beispiel im Boden, hinter einer Mauer oder einem bewachsenen Zaun verbergen.

Zisternen können Landschaftsgärtner aber auch als formschönes Wasserbecken anlegen. Je nach Standort, Größe und Bepflanzung des Gartens können die Profis den individuellen Wasserbedarf kalkulieren und eine passende Lösung planen und einbauen.

Effektiv nutzen

Im Garten das gesammelte Regenwasser zu nutzen anstatt den Wasserhahn aufzudrehen, spart nicht nur Leitungswasser, es schont auch den Geldbeutel. In der Wasserrechnung wird nicht nur die Lieferung, sondern auch die Entsorgung des genutzten Wassers in die Kanalisation berechnet. Verteilt man Leitungswasser mit dem Schlauch oder der Geißkanne im Garten, zahlt man also eine Abwasserentsorgung, obwohl man diese Dienstleistung gar nicht in Anspruch nimmt.

Es lohnt sich folglich in mehrfacher Hinsicht, einen professionellen Regenwasserspeicher für das eigene Grundstück installieren zu lassen. „Wenn Pflanzen ausreichend Wasser bekommen, sehen sie nicht nur frischer, farbenprächtiger und gesünder aus, sie sind auch robuster und langlebiger“, erklärt Dr. Michael Henze.

„Ideal ist es, den Speicher mit einer automatischen Bewässerung zu verbinden, da diese das Wasser je nach Wetterlage optimal verteilt.“ Landschaftsgärtner bauen die Bewässerungsleitungen so ein, dass sie nicht sichtbar sind. Solche Einbauten lassen sich schon jetzt im Frühjahr umsetzen. Dann profitieren die Gartenbesitzer bereits in diesem Jahr von der Bewässerungstechnik.

Versickerung ermöglichen

Das zweite Extremwetterphänomen, das in naher Zukunft häufiger auftreten wird, sind starke, wolkenbruchartige Regenfälle. Damit sich die plötzlich auftretenden Wassermassen nicht aufstauen, ist es wichtig, im Garten möglichst viel Versickerungsflächen einzuplanen. Dazu zählen Grünflächen in allen Varianten: Hecken-, Baum- und Strauchbepflanzungen, Rasenflächen, Staudenbeete.

Flächen, die hingegen durch undurchlässige Pflasterung oder Asphalt versiegelt sind, können das Wasser nicht aufnehmen. In vielen Gemeinden müssen Grundstücksbesitzer sogar eine Gebühr für versiegelte Flächen zahlen. Landschaftsgärtner kennen sich mit den lokalen Regelungen aus und beraten fachkundig, welche Materialien für eine Entsiegelung in Frage kommen.

Schließlich sind Wege, Treppen und Terrassen Teil einer ausgewogenen Gartengestaltung und Besitzer müssen auch nicht völlig darauf verzichten. Kies ist beispielsweise ein Material, das sehr wasserdurchlässig ist. Naturstein- und spezielles Porenpflaster ermöglichen ebenfalls eine gewisse Durchlässigkeit.

Weitere Informationen und Landschaftsgärtner vor Ort sind unter www.mein-traumgarten.de zu finden.

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