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MEIN HAUSTIER

Das sind die größten Erziehungsfehler – Hundetrainer Martin Rütter im Interview

Foto: Martin Rütter © Alex Stiebritz

Ich finde, dass man als Hundehalter die Pflicht hat, den Hund gesellschaftstauglich zu machen.

Martin Rütter
Hundetrainer, Moderator und Buchautor

Martin Rütter ist Deutschlands bekanntester Hundetrainer. Mit seinem Bühnenprogrammen und seinen Fernsehsendungen begeistert er Hundemenschen und Nicht-Hundemenschen gleichermaßen. In unserem Interview spricht er über Hundetraining, Kommunikation und Tierschutz.

Herr Rütter, die Erziehung eines Hundes kann mitunter herausfordernd sein. Wie schafft man es, eine starke Bindung zu seinem Hund aufbauen und was sollte jeder Hundehalter ausnahmslos trainieren?

Ich denke, dass es das Wichtigste ist, mit dem Hund von Anfang an eine echte Partnerschaft einzugehen. Es gilt, seine Bedürfnisse zu respektieren und zu stillen. Und ebenfalls ganz wichtig: Für einen Hund muss man Zeit haben. Und damit meine ich nicht nur die Zeit für die Pflege wie beispielsweise Kämmen oder Krallen schneiden. Ein Hund kann nicht nur einfach so nebenher „mitlaufen“, er ist kein Spielzeug, das man nach Lust und Laune benutzt und wieder in die Ecke schmeißt. Er ist ein Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen, über die man sich gut informieren muss. Und danach sollte sich auch das Training richten.

Ich finde, dass man als Hundehalter die Pflicht hat, den Hund gesellschaftstauglich zu machen. Wenn ich meinen Hund zum Beispiel ableine, muss ich ziemlich sicher sein, dass er kommt, wenn ich ihn rufe. Wichtig ist aber auch, dass der Hund lernt: „Ich bin jetzt nicht dran.“ Frustrationstoleranz ist sowieso ganz wichtig bei Hunden. Viele Menschen machen den Fehler, ihre Hunde permanent zu bespaßen. So ein Hund kann es nicht ertragen, wenn er mal Pause hat. Und außerdem finde ich es wichtig, dass sich ein Hund Menschen gegenüber nicht aggressiv verhält, dass er nicht losrennt und auf Leute losgeht.

Ihre erste Hundeschule gründeten Sie bereits 1995. Was sind die häufigsten Fehler in der Hundeerziehung, die Ihnen in den mittlerweile 30 Jahren als Hundetrainer untergekommen sind?

Nach all den Jahren ist mir schon so gut wie alles untergekommen. Aber es gibt drei Kardinalsfehler, die unbedingt vermieden werden sollten.

Erstens, die extreme Vermenschlichung, denn diese schürt Erwartungen, die der Hund niemals erfüllen kann. Ein Hund kann nicht denken und handeln wie ein Mensch. Dazu kommt mangelnde Konsequenz – womit ich nicht Strenge oder Härte meine. Es ist ja oft so: Menschen stellen Regeln auf, gehen dann aber zu lax mit diesen um. Immer sonntags darf der Hund mit am Frühstückstisch sitzen und bekommt sein Leberwurstbrötchen, an den anderen Tagen aber nicht. Das kapiert kein Hund und verunsichert ihn nur. Ein Hund benötigt klare Regeln, nur so kann er Vertrauen zu seinem Menschen aufbauen und sich auch in schwierigen Situationen auf ihn verlassen. Und ein weiteres Problem ist die mangelnde Beschäftigung. Hunde brauchen körperliche und geistige Auslastung.

Welche Mythen zum Hundetraining möchten Sie als bekanntester Hundeexperte im deutschsprachigen Raum gerne aus der Welt schaffen?

Hunde die bellen beißen nicht. Zumindest nicht, während sie bellen (lacht). Aber mal im Ernst: Es gibt viele Hundemythen, die sich hartnäckig halten. Das Anspringen bei der Begrüßung zum Beispiel wird fast immer als Freude des Hundes empfunden. In den wenigsten Fällen ist es aber freundlich gemeint, sondern viel häufiger als Korrektur am Menschen, der den Hund nicht mit nach draußen genommen hat. Oder das Schwanzwedeln, das die meisten Leute ebenfalls generell als Freude interpretieren. Dabei kann das Schwanzwedeln sehr unterschiedliche Bedeutungen haben. Wenn zum Beispiel der Körper beim Wedeln ruhig ist, und der Hund hält dabei den Kopf leicht abgesenkt und fixiert sein Gegenüber, zeigt die wedelnde Rute lediglich die Aufregung des Hundes kurz vor einem Angriff.

Sie betonen immer wieder, dass die richtige Kommunikation zwischen Menschen und Hund entscheidend ist. Was macht eine „hundgerechte“ Kommunikation maßgeblich aus?

Viele denken, dass der Hund alles, was wir sagen, Wort für Wort versteht und das ist natürlich Quatsch. Um Missverständnisse in der Kommunikation zu vermeiden, muss also klar sein, dass es in erster Linie um Mimik, Gestik und Tonlage gehen muss, wenn wir dem Hund etwas vermitteln möchten. Hunde kommunizieren hauptsächlich visuell, also mittels Körpersprache. Mimik, Körperhaltung und Bewegungsformen sind bei Hunden viel wichtiger und entscheidender als die Lautsprache. Das Bellen wird zwar unterstützend eingesetzt, spielt jedoch nur eine untergeordnete Rolle.

Um Hunde zu verstehen, muss man also lernen, ihre Körpersprache zu lesen. Wichtige Anzeichen sind dabei zum Beispiel die Stellung der Ohren, der Blick, die generelle Körperhaltung sowie die Rutenhaltung. Ein Hund, der die Ohren anlegt, mit dem Blick ausweicht, sich mit einem runden Rücken klein macht und die Rute einzieht, zeigt zum Beispiel, dass er gerade Angst vor etwas hat und sich unsicher fühlt. Ein Hund mit durchgedrückten Beinen, aufgerichteter Rute, aufgerichtetem Kopf mit aufgestellten Ohren und fixierendem Blick, zeigt zum Beispiel Imponierverhalten.

Was raten Sie in Puncto ausgewogene Ernährung? Bekommen Ihre Hunde Futterergänzungsmittel beispielsweise für die Gesundheit der Gelenke, des Fells, der Verdauung oder des Immunsystems?

Wichtig ist, dass das Futter frisch ist und alle Nährstoffe enthält, die der Hund braucht. Also Mineralien, Vitamine, gut verwertbare Eiweiße, Fette, Ballaststoffe und Spurenelemente. Hätte ich die Zeit, würde ich für meinen Hund sowieso am liebsten jeden Tag frisch kochen. Da das aber nicht geht, schaue ich mir ganz genau an, was ich füttere und alle wichtigen Nährstoffe im Futter enthalten sind.

Ihre Tierschutzkampagne „Adoptieren statt Produzieren“ richtet sich gegen den illegalen Handel mit Welpen. Was ist die Idee dahinter?

„Adoptieren statt Produzieren“ ist mittlerweile ein eingetragener Verein, nicht mehr nur eine Kampagne, in dem wir auch zum Thema illegalen Welpenhandel und andere Tierschutzthemen aufklären. Es ist ja so: Unzählige Welpen gelangen so gut wie jeden Tag auf obskuren Wegen zu uns. Der Handel mit den jungen Hunden ist mittlerweile nach dem illegalen Handel mit Drogen und Waffen auf Platz 3 der lukrativsten kriminellen Geschäfte in Europa. Das kann so nicht weiter gehen. Deshalb setzten wir uns für die Adoption von Hunden aus dem Tierschutz ein. Dafür arbeiten wir eng mit Tierschutzorganisationen und Tierheimen zusammen.

Weitere Informationen!

Adoptieren statt Produzieren e. V.
• Gemeinnütziger Tierschutzverein, gegründet 2025, von Martin Rütter
• Ziel: Aufklärungsarbeit im nationalen und internationalen Tierschutz
• Partner von „Deffis Tierschutz-Euro

adoptieren-statt-produzieren.org || @adoptieren.statt.produzieren

Das Fachseminar mit Rütters Team und Hundeprofi Martin Rütter: „Das Geheimnis einer harmonischen Mensch-Hund-Beziehung“

Unsere moderne Gesellschaft hat hohe Erwartungen an Hunde: Sie sollen in jeder Situation gelassen und freundlich bleiben und selbst auf plötzliche Reize entspannt reagieren. Doch jeder Hund bringt unterschiedliche Voraussetzungen mit sich, keine leichte Voraussetzung für die Bildung eines harmonischen Mensch-Hund-Teams.

• Wann: Sa. 11.04.26 – So. 12.04.26 (Einzel- oder Wochenendticket)
• Uhrzeit: jeweils von 9:00 – 17:00 Uhr
• Ort: CongressPark Wolfsburg
• Referenten: Marcel Wunderlich, Ellen Marques, Melanie Hofmann, Sophie Grethe und Martin Rütter
• Themen: Vom Welpen bis zur Pubertät; Hunde aus dem Tierschutz; Hunde verstehen lernen; Strukturen im Alltag, Bindung aufbauen; Wenn Hunde Probleme machen u.v.m.
• Preis: Tagesticket: 189 Euro Wochenendticket: 359 Euro
• Tickets bei Eventim: eventim.de

Jeckomio: „Kölsche Party“ mitten im Herzen des Niederrheins

• Wann: Sa, 30.08.25
• Einlass: 17:30 Uhr (ab 18 Jahre)
• Uhrzeit: 19:00 Uhr – 1:00 Uhr
• Ort: Grefrather EisSport & EventPark, Stadionstr. 161, 47929 Grefrath
• Live Acts: Räuber, Cat Ballou, Peter „dä Pitter“ Hoebertz, DJ Lukas
• Preis: normal: 34,90 Euro VIP-Ticket: 149,90 Euro
• Tickets bei Eventim auf eventim.de

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