Viele Tierheime in Deutschland sind voll. Doch warum dann auch noch Hunde aus dem Ausland aufnehmen? Eine berechtigte Frage!
Für jeden Menschen gibt es das passende Tier im Tierschutz. Wir müssen nicht „nachproduzierten“.
Simone Sombecki
Besonders durch Social Media hat der Auslandstierschutz in den letzten Jahren, seine Sichtbarkeit, seinen Platz in der Mitte der Gesellschaft gefunden. War der eigene Hund aus dem Ausland vor 30 Jahren noch ein regelrechter Exot auf der heimischen Hundewiese, gehört er heute zum gängigen Stadtbild.
Doch gerade der Auslandstierschutz ist und wird immer ein kontrovers diskutiertes Thema sein. Um so wichtiger ist es darüber aufzuklären und aufzuzeigen was seriösen, nachhaltigen Tierschutz ausmacht. Der Tierschutz im In- und Ausland, er braucht unsere Unterstützung. Wenn wir helfen können, egal wo auf dieser Welt, dann sollten wir dies tun.
Deswegen engagiere ich mich bereits seit Jahrzehnten im In- und Auslandstierschutz. Besuche Tierschutzprojekte weltweit, um mich über die Situation vor Ort zu informieren, ein Gefühl für den Tierschutz im jeweiligen Land zu bekommen. Aus der Ferne zu „be“urteilen oder selbst vor Ort zu sein: Für mich persönlich ein großer Unterschied. Missstände benennen, darüber zu berichten, das ist mir wichtig. Beruflich und privat. Denn, egal wo ich auf dieser Welt unterwegs bin, überall sehe ich wunderbare tierliebe Menschen, die ihr letztes Hemd für den Tierschutz geben, sich dafür stark machen, dass Tierschutz in ihrem Land, auch auf politischer Ebene, Fuß fasst, diskutiert und umgesetzt wird. Sich etwas ändert! Genau diese Menschen, ihre Projekte, ihr Engagement müssen sichtbar gemacht werden, damit sie Unterstützung bekommen.
Ebenfalls möchte ich zeigen, was es für tolle Tiere im Tierschutz gibt, skeptische Menschen über seriösen Auslandstierschutz informieren, aufklären. Warum er Sinn macht! Warum ein Miteinander über Landesgrenzen hinweg so wichtig ist und Situationen verändern kann. Denn Fakt ist, in jedem Land habe ich bei meinen Besuchen ausländischer Tierschutzprojekte Hunde gesehen, die perfekt in unsere deutschen Haushalte hätten adaptiert werden können. Klar – nicht alle, aber eben doch so unendlich viele Hunde, die unkompliziert sind und bei uns in Deutschland in vielen Tierheimen und Tierschutzvereinen von „Hunde-Anfänger:innen“ vergeblich gesucht werden. Lebewesen, die sich nicht ausgesucht haben, wo sie geboren wurden. Leben, das bereits existiert und im eigenen Land, sei es zum Beispiel in Süd- oder Osteuropa, keine Chance auf Vermittlung hat, oder sogar in Tötungsstationen einfach „entsorgt“ wird. Klar ist: Wir können nicht alle Hunde dieser Welt retten – das ist zu kurz gedacht. Und auch nicht jeder Hund wäre mit einem Leben bei uns in Deutschland glücklich. Aber um so wichtiger ist es gute, verlässliche Ansprechpartner:innen vor Ort zu haben, die im Sinne der Tiere handeln.
Wäre es da nicht wünschenswert, dass mehr deutsche Tierheime die Chance bekämen, mit seriös und nachhaltig arbeitenden ausländischen Tierschutzprojekten/-vereinen zusammen zu arbeiten, sich zu vernetzen? Damit hätten mehr Hunde eine Überlebenschance und mehr Menschen die Möglichkeit, ihren „Einsteigerhund“ gut beraten in unseren Tierheimen und Tierschutzvereinen zu finden und zu adoptieren. Andernfalls werden all die Menschen, die ein Tierheim als erste Kontaktstelle sehen, dort aber nicht fündig werden, in die Hände von unseriösen Züchter:innen, Onlineportalen oder verantwortungslosen Vermehrer:innen getrieben. Tierheime, seriöse Tierschutzvereinen, sie sollten erste Anlaufstelle für Menschen sein können, die einem Tierschutzhund ein Zu- hause schenken möchten.
Ich bin fest davon überzeugt, dass die grenzübergreifende Zusammenarbeit und Kooperation der Tierschutzvereine den unseriösen und illegalen Welpenhandel langfristig schwächen könnte. Für jeden Menschen gibt es das passende Tier im Tierschutz. Wir müssen nicht „nachproduzierten“. Wir sollten vielleicht nur länger und weiträumiger suchen. Eine Suche, die sich immer lohnt! Denn es spricht nichts dafür, sich ein Tier wie eine Ware einfach übers Internet zu „kaufen“. Sie merken: Tierschutz ist meine Leidenschaft, meine Arbeit, mein Leben, mein Motor, ein Teil von mir! Etwas für das ich brenne, das mich antreibt. Auch wenn es immer wieder traurige Momente gibt. Was ich in über 25 Jahren Tierschutzarbeit gelernt habe ist, niemals das Positive aus den Augen zu verlieren.
Simone Sombecki hat Diplom-Pädagogik an der Universität zu Köln studiert. Nach der Arbeit als Reporterin zu unterschiedlichen Tierschutzthemen ist sie heute als freie Moderatorin und Autorin regelmäßig für den WDR tätig. Seit 2012 moderiert sie die wöchentliche Sendung „Tiere suchen ein Zuhause“ und ist für Tierschutzreportagen im Ausland unterwegs. Durch ihr jahrzehntelanges, aktives, ehrenamtliches Engagement im In- und Auslandstierschutz verfügt Simone Sombecki über eine umfangreiche Expertise in Tierschutz- und Tierrechtsthemen, verbunden mit einem großen Netzwerk. Schon immer waren Tiere und Tierschutz die große Leidenschaft der Veganerin. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren Tierschutzhunden im Bergischen Land.