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Das Gute Leben: Ein Mann, ein Tresen, eine Haltung

Foto: Marco Polex

In München und auf seinen Reisen sucht Charles Schumann den wahrhaftigen Genuss. Vom Geschmack des Einfachen und der Kunst, das Leben abseits von Trends und Getöse zu genießen.

Charles Schumann

Barkeeper, Gastronom und Autor

Charles Schumann, eigentlich Karl Georg Schuhmann, ist ein deutscher Barkeeper und Gastronom. Seit 1982 betreibt Schumann eine der bekanntesten Bars Deutschlands, das Münchener Schumann’s. Zudem ist er Autor mehrerer Bar- und Cocktailbücher, darunter sein 1991 erstmals erschienenes Standardwerk American Bar.

Herr Schumann, wenn Sie heute auf Ihren Weg zurückblicken: Welche Orte oder Begegnungen haben Ihr Verständnis von Stil und Genuss geprägt?

Sicherlich meine Zeit in Frankreich; auch Japan hat mich sehr beeinflusst. Seit über 30 Jahren arbeite ich mit japanischen Designern. Diese Klarheit, diese Ruhe – wenn etwas gut gemacht ist, spürt man das sofort, und man trägt es mit einem besonderen Gefühl. Grundsätzlich bin ich ein einfacher Mensch. Für mich ist ein guter Teller weiß; ich mag es schlicht, einfache Gerichte und gute Zutaten. Das Angebot ist groß, aber das Einfache ist immer schwerer zu bekommen.

Was bedeutet Einfachheit für Sie, wenn sie nichts mit Verzicht zu tun hat?

Ich esse wenig, aber gut. Mein Vater sagte immer: Wenn du beim Essen denkst, es schadet dir, dann wird es schaden. Und wenn du denkst: Das ist gut, dann ist es gut. Wir essen generell zu viel Fleisch. Früher gab es Fleisch nur am Sonntag, das ganze Dorf hat nach Braten gerochen.

Heute ist Überfluss normal geworden.

Dabei sind die einfachen Dinge doch die besten: ein gutes Stück Brot, Butter, vielleicht eine Tomate, die nach Tomate schmeckt.

Viele Ihrer Gäste sind Reisende; Menschen, die auf der Suche sind nach einem „Zuhause“, an dem sie ankommen können. Was macht einen Ort aus, an dem man bleiben will?

Wenn ich das wüsste, wäre ich schon dort. Es wird nicht leichter, einen Ort zu finden, an dem man wirklich leben möchte. Vielleicht ist es Japan, vielleicht Frankreich, auch Italien ist wunderschön.

Sind es vielleicht eher Menschen als Orte, die eine Heimat geben?

Freundschaften tragen. Man kann auch allein leben – aber dafür muss man sehr gut mit sich selbst umgehen können.

In Ihrem Film „Bargespräche“ begegnen Sie Barkeepern auf der ganzen Welt. Welche Gemeinsamkeit verbindet sie?

Es hat sich viel verändert. Früher waren Barkeeper eher unsichtbar; heute sind sie dauernd präsent – online, auf Wettbewerben, ständig unterwegs. Viele wollen mehr: viel Anerkennung, die große Bühne. Das zerstört auch etwas. Aber eines verbindet alle, die wirklich gut sind: Sie machen einen Ort für andere besser. Das Leben wird durch sie ein bisschen angenehmer.

Haben Menschen eine Sehnsucht nach Begegnung und Ritualen?

Freundschaften sind wichtig. Humor. Zusammen etwas erleben. Ohne das geht es nicht. Ich bin vielleicht der falsche Mensch, um diese Frage grundsätzlich zu beantworten, aber ich weiß: Freundschaften muss man pflegen. Und man muss zuhören können.

Wer zuhört, lernt viel.

Wenn Sie an „das gute Leben“ denken, jenseits der Bar und jenseits des Glases – was bleibt?

Gesundheit, Freundschaft, das Zuhören und das Gefühl, dass das Leben lebenswert bleibt. Viel mehr braucht es nicht. Wenn man all das hat, dann braucht es keinen großen Auftritt. Dann ist das Leben gut.

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