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FASZINATION MUSIK

Musik als Lebenselixier

Musik als Lebenselixier
Musik als Lebenselixier
Foto: Privat

Im Interview mit David Garrett

Was bedeutet für Sie „Leidenschaft Musik“?

Musik ist für mich etwas ganz Persönliches. Aber genau das ist auch das Tolle als Interpret, dass man seinen persönlichen Stempel einer großen Komposition verleihen darf. Musik hat allerdings auch oder gerade für den Zuhörer die wunderbare Eigenschaft, dass sie die Menschen entspannt und ein Stück weit den Alltag vergessen lässt. Musik kann Probleme ausblenden und Hoffnung geben. Musik ist etwas, das man im Leben braucht, um motiviert zu sein – zumindest ist das bei mir der Fall.

Sie selbst hatten privaten Unterricht und sagten einmal, dass dies positiv für Ihre Karriere war. Was würden Sie jungen Talenten, jungen Musikern raten?

Mir hat der private Unterricht geholfen, um mehr an mir zu arbeiten. Dennoch würde ich das nicht als notwendig betrachten und jungen Talenten raten. Abgesehen von der Zeit zum Üben finde ich privaten Unterricht in gewisser Weise sogar eher nachteilig, da die sozialen Kontakte, die Kinder brauchen, dadurch einfach nicht gegeben sind. Grundsätzlich möchte ich jungen Menschen einfach raten, mit Musik Spaß zu haben. Wenn die Motivation nicht da ist und Kinder Musik nicht mit Leidenschaft praktizieren, sollte es auch nicht seitens der Eltern forciert werden.

Wann und wie entwickelte sich Ihre Liebe zur Geige?

Da spielten zwei Momente eine Rolle. Zunächst der, als ich angefangen habe, Geige spielen zu lernen, sonst hätte ich mich ja auch nicht dafür entschieden. Mir war schon vorher klar, dass die Geige einfach zu mir passt. Die wirklich große Liebe zum Instrument ist dann aber erst durch meine Collegezeit in New York entstanden. Dort habe ich mich in erster Linie wieder in die Musik verliebt, dann noch mehr in das Instrument und schlussendlich auch in den Job als Musiker.

„Musik kann Probleme ausblenden und Hoffnung geben. Musik ist etwas, das man im Leben braucht, um motiviert zu sein.“

Gab es eine Zeit, in der Sie ein anderes Instrument in Erwägung gezogen haben? 

Nein, für mich war immer klar, dass es die Geige sein muss – oder eben nichts.

Erinnern Sie sich an Ihren ersten Auftritt? 

Die erste Erinnerung, die ich diesbezüglich habe, ist das „Jugend musiziert“-Konzert. Damals war ich fünf Jahre alt und hatte meinen ersten Auftritt vor einem größeren Publikum. Das war in meiner Musikschule und es waren rund 600 Besucher anwesend.

Sie haben mal erwähnt, dass es sich für Sie manchmal so anfühlt, als ob Sie die Vergangenheit von außen betrachten würden. Es gibt bekanntlich keine Fehler im Leben – würden Sie dennoch im Hinblick auf die Vergangenheit etwas anders machen?

Nein, denn dann wäre ja auch die Gegenwart anders. Und diese ist einfach zu schön, um sich darüber zu beschweren oder etwas anders machen zu wollen.

Auf der Bühne wirken Sie stets wie in Ihrem Element. Lampenfieber, kennen Sie das auch? 

In dem Wort Lampenfieber schwingt für mich etwas Negatives mit. Doch aufgeregt sein und eine gewisse Nervosität ist eher von Vorteil, da es auch die Sinne schärft. Alles darüber hinaus kenne ich zum Glück nicht.

Bitte geben Sie Nachwuchstalenten Tipps gegen Lampenfieber.

Was ich mir manchmal sage und in der Zeit, als ich noch etwas nervöser war, verinnerlicht habe, ist, dass Nervosität ab einem gewissen Punkt nie dazu beiträgt, dass das Konzert besser wird, ganz im Gegenteil. In dem Moment, in dem man sich bewusst wird, dass es nichts zum Positiven verändert, lässt die Spannung auch nach.

Ihre Kompositionen sind meist eine Reise durch die verschiedenen Genres der Musik. Gibt es etwas, an das Sie sich noch nicht trauen beziehungsweise an dem Sie noch üben? 

Schon allein aus Zeitgründen habe ich bisher nicht alles machen können. Es gibt jedoch keine Hemmschwelle oder Angst, etwas Bestimmtes auszuprobieren – ich suche mir in jedem Jahr, in jeder Lebensphase einfach das aus, was gerade zu mir passt.

Bitte erzählen Sie uns von Ihren aktuellen Projekten.

Mein aktuellstes Projekt ist die neue CD „Timeless“, die gerade herausgekommen ist. Es ist ein sehr schönes Klassikalbum geworden, und ich bin sehr stolz, dass ich mit dem Israel Philharmonic Orchestra und tollen Dirigenten zusammenarbeiten durfte. Darüber hinaus bereite ich gerade die nächsten Touren, wie die Open-Air-Tour im Sommer 2015, vor.

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FASZINATION MUSIK

Wie ein Vulkan: Dimitry Masleev

Im „Kleinen Saal“ der imposanten Elbphilarmonie zeigte der Ausnahmepianist seine Leidenschaft für die Musik und meisterte ein Soloprogramm rund um Chopin.

Mit Werken von Beethoven bis Filtsch umfasste Masleevs Programm mehrere Jahrhunderte Musikgeschichte. Den Abend gestaltete der zierliche 30-Jährige facettenreich, was die Zuhöhrer ihm dankten. Nach jedem Stück tobender Applaus.

Mit seiner hervorragenden Technik vermag Dimitry Masleev am Klavier ganze Tableaus zu entwerfen, mal als temperamentvolle Mazurka oder als vollgriffige Polonaise, als Reverenz vor Chopin oder als innig lyrische Romanze.

Die Nähe zu Chopins Scherzi ist unüberhörbar.

Bei allem Feuer und Überschwang mancher Stücke ist die Dynamik im überakustischen „Kleinen Saal“ der Elbphilarmonie dimensioniert, nur selten wird der Klang des Flügels grell.

Auch eine Rarität hatte Masleev im Programm: ein b-Moll Impromptu des mit nur 14 Jahren gestorbenen Chopin-(Lieblings-) Schülers Carl Filtsch. Die Nähe zu Chopins Scherzi ist unüberhörbar, aber auch das riesige Talent des jungen Komponisten.

Aufbegehrend düster, mit halsbrecherisch virtuosen Läufen kommt Filtsch’ Impromptus daher. Dmitry Masleev fühlte sich hörbar wohl dabei. Noch mehr aber legte er sich am Schluss ins Zeug bei Liszts „Rhapsodie espagnole“, stürzte sich mit Lust in die wilden, schwierigen Akkord-Kaskaden und erfreute mit zart-sphärischen, glöckchenartigen Pianoklängen. Riesiger Applaus und vier Zugaben.

Dimitry Masleev in der Elbphilharmonie. Foto: Primavera Consulting
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