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Kingdom Come: Deliverance

Kingdom Come: Deliverance
Kingdom Come: Deliverance
Der Spieler schlüpft in die Haut von Heinrich, Sohn eines Schmiedes, der im Dorf Skalitz lebt und seinem Vater bei den täglichen Arbeiten unter die Arme greift. Fotos: Koch Media

Das Rollenspiel „Kingdom Come: Deliverance“ ist schon länger durch eine ambitionierte und mehr als erfolgreiche Kickstarter-Kampagne in der Gaming-Szene bekannt – und heiß herbeigesehnt. Schon kurz nach der Veröffentlichung hatte das Spiel mehr als eine Million Spieler auf PC, Playstation 4 und Xbox One.

Das Spiel entführt den Spieler in das Böhmen des Jahres 1403 und hat den Ansatz, Krieg und Machtspiele im mittelalterlichen Europa möglichst historisch darzustellen – Glaubwürdigkeit statt Drachen, Elfen oder auch Orks. „Kingdom Come: Deliverance“ punktet durch authentische  Geschichten und eine lebensechte Mittelalterwelt.

Der Spieler schlüpft in die Haut von Heinrich, Sohn eines Schmiedes, der im Dorf Skalitz lebt und seinem Vater bei den täglichen Arbeiten unter die Arme greift.

Gleich zu Beginn ist es allerdings schon wieder vorbei mit dem friedlichen Leben, als eine Horde Söldner – angeheuert von König Sigismund selbst – das Dorf überfällt und niederbrennt. Nur knapp entkommt Heinrich dem Gemetzel und ist fortan als Söldner auf Vergeltung aus. Ab jetzt wird um nichts weniger als um die Zukunft Böhmens gekämpft.

Das Bier muss kalt sein

Der Realismus des Spiels zeigt sich häufig und auf verschiedenste Weise: Wenn der Vater kühles Bier will, dann sollte man dieses auch schnell liefern, sonst ist es abgestanden und warm – und der alte Herr unzufrieden; wenn man sich Heinrichs geschundenes Gesicht nach einer Schlägerei anschaut; wenn man verdorbene Nahrungsmittel isst, was unangenehme Folgen für Heinrich haben kann. Das Spiel ist voller solcher Details, auf die die Welt und die Charaktere darin reagieren.  

Der Detailreichtum zeigt sich auch in der wunderschönen Landschaft. In der Egoperspektive erkundet der Spieler einen 16 Quadratkilometer großen Landstrich südöstlich von Prag. Die offene Spielwelt beeindruckt durch malerische Hügellandschaften, die von weitläufigen Wäldern durchzogen werden, verstreut darin finden sich kleine Dörfer und wenige größere Ansiedlungen. Insbesondere die Wälder stechen im Spiel positiv hervor. Die Vegetation ist dicht bewachsen, abwechslungsreich und sehr realistisch. Heinrich wandert durch verschiedene Gräser und Blumen, Büsche und Baumarten, kleine Lichtungen und Bachläufe. In „Kingdom Come: Deliverance“ lädt die schöne Landschaft den Spieler regelrecht zum Jagen, Sammeln von Kräutern oder einfach zu einem Spaziergang ein.

Der Spieler kann entscheiden, ob die anstehenden Quests durch Heinrichs Bauernschläue, Diplomatie oder Kampf gelöst werden. Die Gespräche sind hervorragend synchronisiert. So macht auch Diplomatie Spaß und Konflikte können gewaltfrei gelöst werden – allerdings nicht alle! Die deutsche Vollvertonung ist sehr gelungen. Heinrich wird beispielsweise von der deutschen Stimme des Star-Lords aus Guardians of the Galaxy gesprochen. Manch einer lässt erst gar nicht mit sich reden, und dann wird gekämpft.

Helden werden nicht geboren – sie werden gemacht

Bei den Kämpfen wurde ein guter Kompromiss zwischen Spielbarkeit und Realität gefunden. Einfach ziellos um sich schlagen funktioniert hier nicht. Den Gegner beobachten und rechtzeitig blocken oder kontern führt zum Erfolg. Heinrich stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung: ein Tritt, leichte und schwere Schläge. Spieler können außerdem die Schlagrichtung bestimmen. Durch den Realismus verlaufen die Angriffe dabei langsamer als in actionorientierten Rollenspielen. Gegner teilen ordentlich aus und können sich durch das Blockieren vor Schlägen schützen. So wird fast jedes Zusammentreffen zur echten Herausforderung.

„Kingdom Come: Deliverance“ vermittelt ein Gefühl für die mittelalterlichen Gesellschaftsstrukturen. Heinrich ist kein Adeliger, woran er im Spiel auch erinnert wird – und er ist kein Held. Zu Beginn des Spiels ist er nicht der talentierteste Kämpfer und reiten kann er auch nicht. Es ist auch nicht so, dass er dies durch besondere Eloquenz ausgleichen würde – selbst das Lesen erweist sich für ihn als problematisch. Heinrich muss noch viel lernen. Das Spiel punktet hier besonders, und Heinrich lernt fleißig und schnell. Er wächst mit seinen Aufgaben und die Charakterentwicklung macht beim Spielen den besonderen Reiz aus. Je mehr er kämpft, desto stärker wird er, und je mehr er spricht, desto besser werden seine diplomatischen Fähigkeiten. Selbst in Pflanzenkunde kann Heinrich sich verbessern, wenn er nur genug Blumen pflückt.

„Kingdom Come: Deliverance“ ist ein sehr ambitioniertes Rollenspiel, das durch den Realismus und Heinrichs Charakterentwicklung besticht. Auch die detailreiche offene Spielwelt weiß den Spieler zu fesseln. 

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